Sound des Monats

Hier finden sich Kostproben aus dem Studio. Wie von der Werkbank gefallene Passagen. Manches hört sich an wie stampfende Maschinen, dann wieder gibt's bretonische Brandungen, Kuckucksrufe in den Weiten der Bucht des Mont St. Michel oder Alte Meister in neuem Gewand.

      Merkabah

Klingt größer und voluminöser als es auf dem Bild wirkt: Das Plattenglockenspiel »Merkabah« von Martin Bläse. Bei einer Gongmeditiation durfte ich sein Spiel aufnehmen.

Foto: Martin Bläse

Der gelernte Silberschmied hat sich auf Gongs und Plattenglocken spezialisiert, die weltweit gefragt sind. Die nötige Konzentration findet er in seiner Werkstatt, eingebettet in die sanften Hügel Ostholsteins. Von Zeit zu Zeit, mal zur Begrüßung des Frühlings, mal am Ostseestrand oder am Kai eines Hafens lässt der Meister der Metalle seine Klänge in meditativen Konzerten über die Küstenlandschaft wehen.

Mehr zu den Gongs und Plattenglocken von Martin Bläse gibt's unter KULT·UR·SPRUNG. Und zum Stichwort »Merkabah« findet sich Interessantes bei wikipedia

Sterne, Asteroiden und Diamanten

Jede Menge Diamanten sind in den Mauern des Nördlinger »Daniel« versteckt und auch im Gemäuer der zugehörigen St.-Georgskirche. Als winzig kleine Kristalle kommen sie in dem Gestein vor, das beim Einschlag des Asteroiden entstanden ist, der auch das Nördlinger Ries geformt hat.

Hier ist der Nachthimmel zu sehen, wie er sich sternenprächtig über dem »Daniel« entfaltet. Satelliten und Flugzeuge flitzen auch noch drüber. Den raffinierten Zeitrafferfilm hat Friedrich Förster geschaffen, der mit Sabine Weissinger das Casa Magica in Tübingen betreibt. Der Soundtrack ist im Studio Sonofolie entstanden.

Infos zu den Diamanten im »Daniel« finden sich beim Bayrischen Landesamt für Umwelt.

Nicht versäumen: Die Website des Casa Magica. Dort finden sich auch Filme zu den vielen beeindruckenden Licht- und Soundprojekten des kreativen Hauses.

      Fluidimensenseu

Los ging's unter Krähen, frühmorgens im Garten der Trossinger Bundesakademie für musikalische Jugendbildung. Es folgten Gänge durch die Musiksäle, Übungsräume und das Foyer der Akademie: Überall Musik, Stimmen, Klänge und Geräusche – einfach zum Niederknien. Was lag da alles ungenutzt rum! Doch beim ersten Anrühren zerstoben die Töne in alle Winde. Wie ein Schmetterlingssammler fing ich sie nach und nach wieder ein. Jetzt stehen sie zusammen auf der Bühne, musizieren und reiben sich manchmal etwas verwundert aneinander.

Collage mit Kopf

Cover Art: Doro Witte

Stimmlich mitgewirkt haben Maria Brandt, Tibor Tamas und Wolfgang Kämpfer. Vielen Dank! Und wem manche Textbrocken bekannt vorkommen, der denkt richtig an Kurt Schwitters' »Ursonate«.

Das komplette Stück gibt's bald in einem neuen Album auf der Bandcamp-Seite von Sonofolie.

      Fips' Furioso

Fängt harmlos an, aber dann, keine Frage, braucht's mindestens vier Hände für diesen Spaß. Gefühlt eher sieben. Mir fiel beim Hören Wilhelm Buschs »Finale Furioso« ein. Und natürlich die Geschichte vom Affen Fips: Das »Kattermäng« kriegte der ja alleine hin. Und für den Rest hatte er noch seinen Schwanz. Allerdings meinte Busch dazu: »Oft wird es einem sehr verdacht, wenn er Geräusch nach Noten macht.« Bleibt zu hoffen, dass unser Furioso nicht in diese Kategorie fällt.

Wilhem Busch "Finale Furioso"

Das »Finale Furioso« aus Wilhem Buschs »Der Virtuos« – Wilhelm Buschs wunderbaren Comic des virtuosen Neujahrskonzerts findet man zum Beispiel bei wikipedia.

      Wellenbrecher

Zwölf Meter und mehr kann der Atlantik vor Saint-Malo von der Ebbe bis zur Flut ansteigen. Dann rollen mächtige Wellen heran und brechen sich mit voluminösem Getöse am Kai von Rochebonne. Sie türmen sich auf, werfen ganze Badewannen von schäumendem Meerwasser über die sonst zum Flanieren einladende Promenade. Der Wind treibt die Gischt in die Stadt, lässt die Fenster der nahen Villen erblinden und überzieht die Gesichter der Schaulustigen mit einem nach Meer und Algen schmeckenden Film.

Flut am Kai von Rochebonne in Saint-Malo an der bretonischen Nordküste, nicht weit von Cancale und der Bucht des Mont-Saint-Michel. Foto: Doro Witte

Bei Sonofolie gibt es ein Doppelalbum mit Atlantikbrandungen, eingefangen an den mal wilden, mal sanften Küsten der Bretagne: Eine akustische Reise in die Klippen, an die Strände und in die tief ins Land reichenden Ästuare, wo Land und Meer ineinander übergehen.

      Seevögel & Walrösser

Zu Beginn des Spätsommers fiel eine Runde ferienmüder Musiker ins Studio Sonofolie ein. »Fingerübungen«, hieß es. Mutig zog ich gleich die Regler auf und fing ein, was geboten wurde.

Einer der Künstler tippte später auf das zufällig neben dem Mischpult liegende Foto einer Atlantischen Seeanemone und meinte, die Musik erinnere ihn an die wuscheligen Tentakel des Tiers. – Nun ja, ich dachte beim Hören eher an ein Intermezzo von Seevögeln und Walrössern.

Atlantische Seeanemone

Atlantische Seeanemonen an der bretonischen Küste. Das Foto stammt von Martin Lerch – vielen Dank!

      Die Waldeslust

Ein Spaziergang führte mich zu einem schilfbewachsenen Weiher, wo die kleinen Künstler sonor in ihre Instrumente bliesen: Eine Riege Teichfrösche. Auch das Teichhuhn ließ sich nicht lange bitten und steuerte seine Habachttriller bei. Kein Wunder, dass Begeisterungsrufe noch von ganz weit her kamen.

Teichfrosch

Die akustischen Aufnahmen entstanden an einem Weiher im Reichenecker Wald nicht weit vom schwäbischen Metzingen. Der Teichfrosch im Bild hatte grade Pause im großen Konzert.
Das wunderbare Foto stammt von Tuxyso – vielen Dank!

      Hat ordentlich Wumms!

Kaum schaut der Sommer um die Ecke, ist auch gleich ein Gewitter zur Stelle. Natürlich ein gefundenes Fressen für die Sonofolie-Werkstatt. Also lassen wir's mal so richtig krachen! – Erstaunlich übrigens, wie animierend so ein heranziehendes Gewitter auf Amseln wirkt: Vielleicht singen sie in Vorfreude auf die Regenwürmer so schön.

Blitz und Donner

Das beeindruckende Foto stammt von Felix Mittermeier – vielen Dank!

Bald erscheint in der neuen Rubrik »Sonofolie-Soundscapes« eine ganze »Gewittersuite«

      Ein schönes Durcheinander!

Es gibt ein Kochbuch namens »Le Grand Bordel«: Unglaublich, wie kreativ ein ordentliches Durcheinander macht! Mit ein paar Rezepten unterm Arm bin ich sofort ins Studio, Unordnung stiften. Aber was soll ich sagen: Da wurde in bester gymnastischer Manier Bein um Bein gehoben: Hoch, tief, links, rechts – vom Bordel war bald kaum noch die Rede, hier übrigens in der französischen Wortbedeutung. Honi soit qui mal y pense.

Collage Völklinger Hütte

In das musikalische Bordel sind unter anderem Teile akustischer Ausstellungsobjekte des »Temporary Soundmuseum« eingeflossen. Besten Dank an Kalle Laar! – Und dieses Bild von einem Bordel ist dem Völklinger Weltkulturerbe abgerungen. Foto: Doro Witte.

      Kuckucksräuspern

Schon beim Vorbeigehen tönte dieser Frühlingsgruß so betörend aus den Regalen des Sonofolie-Archivs, dass er es prompt zum Sound des Monats geschafft hat: Der Kuckuck! – Und wer hätte gedacht, dass ein Kuckuck sich derart schön räuspert bevor er loslegt.

Kuckuck

Das schöne Foto stammt von Tim Peukert – vielen Dank!

Apropos Frühling: Es gibt jetzt ein neues Sonofolie-Soundscape »Birds in Concert« – über eine Stunde Klänge wie sie frühmorgens in normannischen Wiesen zu hören sind. 

      Couperin zu Besuch

Ein Traum von einem Besuch: Auf dem Rückweg von Wien über Niederbayern und die Pfalz ins Französische machte er bei Sonofolie Halt. Und bevor der Meister sich nach Paris verabschiedete, gab er noch eine kleine bayrisch-barocke Impression zum Besten. – Da muss er sich auf seiner Reise wohl bei Haindling umgehört haben.

François Couperin?

Die Tuba in des Meisters Schoß ist natürlich ein Scherz. Zugrunde liegt das Werk eines unbekannten Malers. Es könnte François Couperin darstellen.

      Die Glocken von Locronan

Die Glocken der Kirche »Saint-Ronan« im bretonischen Örtchen Locronan. Zu hören ist, neben den Dohlen, die um den Kirchturm kreisen, der Zwölf-Uhr-Stundenschlag mit dem charmant schrägen Klang einer der Glocken.

Die Kirche Saint-Ronan in Locoronan

Dem heiligen Ronan gewidmet: Die Kirche von Locronan. Foto: Doro Witte

      Gruß aus der Werkstatt

Da hört man, was passieren kann, wenn in der Sonofolie-Werkstatt keiner so genau aufpasst und freilaufende Töne mit ungestümen Geräuschen, ausgelassenen Sextakkorden und wieselflinken Terzen einen drauf machen.

Bildschirmfoto Studio Sonofolie

Wehe, wenn sie losgelassen! Denn diesen Flohzirkus von Tönen und Geräuschen kriegt man kaum mehr so richtig eingefangen!